Die Kinderlähmung ist eine hoch ansteckende Infektionskrankheit, die durch Polioviren (Typ I, II und III) übertragen wird. Die Inkubationszeit bei Polio beträgt sechs Tage. Für die Diagnose der Kinderlähmung wird der Virus isoliert – etwa aus Stuhl, Gehirnflüssigkeit oder aus Rachensekret.
Die Erreger dieser akuten, fieberhaften Viruskrankheit befallen bevorzugt die Vorderhörner des Rückenmarks, die die Bewegungen kontrollieren. Sie kann zu bleibenden Lähmungen oder sogar zum Tod führen. Die Kinderlähmung verläuft in mehr als 95 Prozent der Fälle unbemerkt, also ohne eindeutige Symptome. In manchen Fällen treten zu Beginn unspezifische Beschwerden auf, die meist nach etwa zwei Wochen wieder abklingen. Vereinzelte Fälle (etwa ein Prozent) tragen Lähmungserscheinungen oder Gehirnhautentzündung davon.
Da es gegen diese Leiden bislang keine Medikamente gibt, können sie lediglich symptomatisch behandelt werden und hinterlassen oft bleibende Schäden. Strenge Bettruhe wird bereits bei Verdacht auf eine Polioinfektion verordnet. Außerdem eine Muskel entspannende, wechselnde Lagerung des Patienten bei auftretenden Lähmungen, Krankengymnastik, sowie eventuell eine maschinelle Beatmung (aufgrund von Atemlähmungen).
Durch die Möglichkeit der vorbeugenden Impfung ist die Kinderlähmung in den Industrieländern seit etwa 1960 selten geworden. Allerdings nimmt die Impfbereitschaft heute wieder ab. Um die Gefahr einer neuen Polio-Endemie in Europa zu bannen, ist es wichtig, Kinder wie Erwachsene kontinuierlich gegen Poliomyelitis zu impfen.