Reggio Pädagogik

Geschichtliches

Die Reggio-Pädagogik wurde in der norditalienischen Stadt Reggio Emilia in den 60er Jahren gegründet. Ursprung war eine kommunale Kindertagesstätte in Reggio – hier begann das pädagogische Konzept, das die Stadt im Namen trägt. Ausgearbeitet wurde es von verschiedenen Pädagogen und Pädagoginnen, der bekannteste Vertreter ist der Leiter des Koordinationsbüros der kommunalen Kitas Prof. Loris Malaguzzi, der 1994 verstorben ist. Die Reggio-Pädagogik zählt weltweit zu den herausragendsten frühkindlichen Konzepten. Eine Expertengruppe bezeichnete sie 1991 als besten Ansatz für die Arbeit in Kitas aus. Seit Jahren orientieren sich pädagogische Einrichtungen in vielen Ländern der Welt an der Reggio-Pädagogik.



Grundidee

Die Grundsätze der Reggio-Pädagogik basieren auf einem humanistischen und demokratischen Menschenbild. Es gibt keine Hierarchien zwischen dem Personal der Reggio Einrichtungen und die Erziehung wird in gemeinschaftlicher Arbeit von Pädagogen und Eltern ausgeübt. Den Kindern wird in der Reggio-Pädagogik ein großes Maß an Kompetenz und Wissensdurst zugesprochen, das sie von sich aus mitbringen und das nur entsprechend gefördert werden muss. Laut Reggio hat das Kind 100 Sprachen, mit denen es kommunizieren kann – dazu zählen die verbale Sprache, das Singen, Träumen und Entdecken. Die Reggio-Pädagogen legen Wert auf eine optimistische Grundhaltung und eine Förderung des von Natur aus gegebenen Interesses jedes Kindes.

Leitungsrat

Wichtiger Bestandteil einer jeden Einrichtung ist die ständige Fortbildung der Pädagogen. Hierzu gehört auch der Leitungsrat, der aus Eltern und Erziehern besteht. Diese Haltung wird den Kindern weitervermittelt: die Entdeckung der richtigen Fragen steht im Vordergrund, nicht das Finden richtiger Antworten.

Die Praxis

Die Kreativität und das schöpferische Handeln werden besonders unterstützt. Eigene Ateliers, die Gestaltung der Räume und eine eigene Kunsterzieherin, die jede Reggio Kita bereichert, gehören zur Grundausstattung. In projektbezogenen Spielen werden den Kindern so alltägliche Dinge wie Regen, Sonne, Schnee oder Schatten erklärt und für sie selber anschaulich gestaltet. Die Kinder tauschen sich untereinander rege aus und dokumentieren ihre Erlebnisse in Bild oder Wort.

Lernen durch "Be-greifen"

Die Kinder lernen durch „Be-greifen“ – durch

  • Exkursionen
  • Erkundungen
  • Entdeckungen
  • Empfindungen
  • eigene Erfahrungen

Die Erzieher haben hierbei eine andere Funktion als üblicherweise. Sie sollen nicht anlernen, sondern die Kinder begleiten, ihnen zuhören, einen Dialog schaffen. Der eigene kindliche Forschungsdrang wird von den Pädagogen gefördert und Wünsche und Bedürfnisse gemeinsam kommuniziert und reflektiert.

Der Stellenwert der Räumlichkeiten

Die Räumlichkeiten spielen in der Reggio-Pädagogik eine große Rolle, sie werden als „dritter Erzieher“ gesehen. Sie sind das Bindeglied zwischen drinnen und draußen, geben Geborgenheit und bieten Rückzugsmöglichkeiten. Außerdem sollen sie Platz für Aktivitäten schaffen – z.B. im Atelier oder auf dem aufgebauten „Marktplatz – der Piazza“. Charakteristisch für die Reggio-Pädagogik ist auch der Einsatz von Zerr-Spiegeln, Schattentheater, Projektoren und Lichtquellen. Hier sollen Kinder lernen, ihren eigenen Körper anzunehmen und zu akzeptieren und bei Bedarf in eine andere Rolle zu schlüpfen.
Aus solchen Spielen können dann ganze Projekte entstehen, allerdings entscheiden die Kinder darüber, ob sie das wollen oder nicht. Ziel ist immer, die Interessen der Kinder zu berücksichtigen.

"Sprechende Wände"

Zentrales Element jeder Reggio Kita sind die „sprechenden Wände“. Auf großflächigen Wänden werden hier Dinge, Informationen, Zettel, Fotos oder Notizen angehängt, die die Kinder gerne loswerden möchten. Den Gedanken, Wünschen und Interessen der Kinder wird so Rechnung getragen und sie werden mit ihren Bedürfnissen ernst genommen. Und für die Pädagogen und Eltern sind diese sprechenden Wände ein wichtiger Indikator für die Entwicklungsschritte der Kinder.